Das beste Wasser für die l(i)ebenswerteste Stadt der Welt – von Astrid Rompolt


Astrid Rompolt ist Abgeordnete zum Gemeinderat und Wiener Landtag und hat im Zuge des Lehrgangs “Umwelt in Wien und urbane Nachhaltigkeit” einen Blogbeitrag erstellt. Sie leitet im Zivilberuf die Stabsstelle Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation von Wiener Wasser (MA 31)
Wien wird flächendeckend mit Hochquellwasser versorgt. Das kristallklare Wiener Trinkwasser fließt aus unberührten, naturbelassenen Gebieten in den Alpen bis nach Wien. Das Fundament für die moderne Wiener Wasserversorgung wurde durch den Bau der beiden Hochquellenleitungen bereits im 19. Jahrhundert gelegt. Das Quellgebiet der I. Wiener Hochquellenleitung umfasst das Gebiet von Schneeberg, Rax und Schneealpe, das Quellgebiet der II. Wiener Hochquellenleitung den Gebirgsstock des Hochschwabs. Die Schongebiete zum Schutz der Wasservorkommen umfassen insgesamt 675 Quadratkilometer. Sie sind somit größer als die Fläche Wiens.
Das Wasser fließt durch die zwei Hochquellenleitungen im freien Gefälle ohne eine einzige Pumpe nach Wien. Die I. Hochquellenleitung fördert 220 Millionen Liter täglich. Die II. Hochquellenleitung liefert täglich bis zu 217 Millionen Liter Wasser.
Die historischen Bauwerke der beiden Hochquellenleitungen bilden das Rückgrat der Wiener Wasserversorgung. Sie sorgen dafür, dass die Wiener*innen täglich mit bestem Trinkwasser aus den Alpen versorgt sind. Die regelmäßige Wartung und Überprüfung hält die 111 Jahre alte Leitung fit für die Zukunft und gewährleistet eine sichere Wasserversorgung in der gewohnt hohen Qualität.
Die „Abkehr“ – Facelifting für das Innenleben der Hochquellenleitung
Im Frühjahr und Herbst, bei geringem Wasserverbrauch, finden abwechselnd an beiden Hoch-quellenleitungen Wartungsarbeiten statt. Die sogenannte „Abkehr“ findet je Hochquellenleitung viermal im Jahr statt – sie dauert bis zu fünf Tage. Für diese Zeit wird das Quellwasser bereits im Quellgebiet in die Salza ausgeleitet (früher „abgekehrt“), damit im Stollen Tag und Nacht gearbeitet werden kann.
Die mehrmals pro Jahr stattfindenden Arbeiten sind äußerst aufwändig. Weil nur je eine Hochquellenleitung für wenige Tage außer Betrieb genommen werden kann, ist eine minutiöse Planung und eine detaillierte Vorbereitung notwendig. Das Eintreffen des Wassers ist für jeden Abschnitt der 180 Kilometer langen Hochquellenleitung auf die Minute berechnet, damit die Arbeiten im Inneren der Leitung zeitgerecht beendet werden. Kleinere Schäden im Inneren der Hochquellenleitungen können umgehend behoben werden, größere Maßnahmen werden für die darauffolgende Abkehr vorgesehen.
Im Falle der II. Hochquellenleitung beträgt die Fließzeit von der entferntesten Quelle bis Wien 36 Stunden. Aus diesem Grund werden die Arbeiten in der Hochquellenleitung im Bereich Wien noch stundenlang fortgesetzt, während im Quellgebiet bereits das Quellwasser eingeleitet wird.
Im Vorfeld jeder Abkehr werden alle 30 Wasserbehälter in Wien bis zum maximalen Pegelstand gefüllt, um über ausreichend Reserven zu verfügen. Während der Abkehr kann zusätzlich Grundwasser ins Wiener Rohrnetz eingeleitet werden.
Quellfrisches Wasser – für eine wachsende Stadt
Mit dem Wasser aus den Quellgebieten verfügt Wien über die besten Voraussetzungen. In den kommenden Jahrzehnten gilt es die Versorgung mit notwendigen Investitionen und Innovationen etwa in den Bereichen Wasserspeicherung, Wassersteuerung und Wasserverteilung abzusichern und auszubauen.
So wird beispielsweise schon heute an einer neuen Transportleitung im Norden Wiens gearbeitet. Das Projekt verbindet künftig den Endpunkt der II. Hochquellenleitung im Wasserbehälter Lainz mit dem Döblinger Wasserbehälter. Im 19. Bezirk befindet sich die strategisch wichtige Anbindung für die Versorgung der Bezirke Leopoldstadt, Brigittenau und Floridsdorf mit Hochquellwasser. Die 3. Hauptleitung Nord ist somit nicht nur für den gesamten Westen der Stadt essenziell, sondern auch für weitere große Gebiete Wiens. Die Bauarbeiten sollen 2026 fertiggestellt sein. Wien wächst stark – daher ist die permanente Weiterentwicklung der Wasserversorgung unabdingbar.
Ein wichtiger Bestandteil der künftiger Planungen wird zudem der Beitrag von Wiener Wasser zum Ausbau erneuerbarer Energie sein. Mittlerweile werden mit dem Wiener Hochquellwasser 16 Trinkwasser-Kraftwerke betrieben. Seit kurzem versorgt eine riesige Photovoltaik-Anlage am Wasserbehälter Unterlaa etwa 600 Wiener Haushalte mit Ökostrom. In den kommenden Jahren soll die Stromerzeugung aus Sonnenenergie auf Anlagen von Wiener Wasser weiter ausgebaut werden.
Wiener Wasser – Coole Maßnahmen für kühle Köpfe
Im städtischen Gebiet kommt es immer wieder zu Hitzeinseln. Die Stadt Wien hat daher entschieden, schnell wirkende Maßnahmen zur Abkühlung zu setzen. Einen Beitrag lieferten die findigen MitarbeiterInnen von Wiener Wasser. Durch innovative Entwicklungen namens „Sommerspritzer“ und „Brunnhilden“ wird erhitzten Gemütern Linderung verschafft. Sommerspritzer“ – das ist der Name der Sprühnebelduschen auf den Hydranten, die seit dem Sommer 2020 an 100 Standorten in der Stadt kühlende Sprühnebel verbreiten. Sie bestehen aus Edelstahl, sind drei Meter hoch und sorgen mit 34 feinen Wasserdüsen, aus dem natürlich quellfrisches Wasser aus den Bergen sprüht, für angenehme Abkühlung der Umgebung.
Brunnhilde heißen die drei Meter hohen – weithin sichtbaren – Trinkbrunnen von denen bereits 50 Stück quellfrisches Trinkwasser bieten. Sie wurden bereits für die Fußball-Europameisterschaft 2008 entwickelt. Darüber hinaus bietet die Stadt Wien mit mehr als 1000 Trinkbrunnen Erfrischung an heißen Tagen. Die Stadt Wien bietet in einem Umkreis von maximal 500 Meter mindestens eine solche Trinkwasserstelle.
Bei allen „Sommerspritzern“ und „Brunnhilden“ werden die Sprühfunktionen bei Temperaturen von über 30° Celsius ab der Mittagszeit auf Dauerbetrieb gestellt.
Besonders wichtig sind all diese Maßnahmen für Personen, deren Wohnungen sich an Hitzetagen besonders erwärmen. Für sie bieten diese Cooling-Zonen mit Sprühnebel eine Linderung in der heißen Stadt.
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