Nachhaltigkeit in Städten – Renate Hammer


Senior Researcher, Geschäftsführende Gesellschafterin
Arch.in DIin Dr.in Renate Hammer, MAS ;Senior Researcher und Geschäftsführende Gesellschafterin des Institute of Building Research & Innovation ZT ist war zu Gast im Lehrgang „Umwelt in Wien und urbane Nachhaltigkeit“ in dessen Rahmen sie uns diesen Beitrag zur Verfügung stellte:
1 Grundlagen
1.1 Planetary Boundaries
Das Planetary Boundarie Modell, definiert Belastungsgrenzen für derzeit neun ökologische Prozesse. Die Überschreitung dieser Belastungsgrenzen gefährden die Stabilität des Ökosystems und die Lebensgrundlagen der Menschheit auf globaler Ebene. Im Modell sind bestimmte Schwellwerte definiert, deren Über- oder Unterschreitung die Menschheit aus dem Bereich sicheren und prognostizierbaren Handelns hinausbewegt. Bei einigen Prozessen wurden sogenannte Kippelemente definiert deren Eintreten abrupte, unumkehrbare und nicht vorhersehbare Veränderungen hervorrufen würde. Zu den Kippelementen im Klimasystem gehören etwa die auftauenden Permafrostböden in Russland oder die sich erwärmenden Methanhydrate auf dem Meeresboden. Wenn der Klimawandel bis zu einem gewissen Punkt fortgeschritten ist, reicht eine kleine Veränderung, um durch das Kippen eines Elements eine ganze Kaskade an problematischen Vorgängen auszulösen.
Die planetaren Grenzen sind klar quantifizierbar und so definiert, dass an einen sicheren Handlungsspielraum eine Zone der Unsicherheit anschließt, in dem diverse komplexe Zusammenhänge zwar nicht mehr exakt bestimmbar sind aber dennoch gezielte Handlungen gesetzt werden können, um weitreichende Beeinträchtigungen abzuwenden. Die Überschreitung einer planetaren Grenze bedeutet somit nicht, dass als Konsequenz das Erdsystem beeinträchtigt wird, jedoch nimmt das Risiko mit dem Grad der Überschreitung der Grenze zu.[1]
In zwei von den derzeit neun ökologischen Prozessen sind die planetaren Grenzen, die einen sicheren Handlungsspielraum für die Menschheit festlegen sollen bereits überschritten. Dazu gehören das Artensterben und die Biogeochemischen Kreisläufe. Während die letztgenannten Kreisläufe in die Agenden des land- und forstwirtschaftlichen Sektors fallen, haben Bauwesen, Raumordnung und Immobilienwirtschaft vor allem im Bereich der Klimakrise, der Unversehrtheit der Biosphäre und der Landnutzungsänderung Hebel zur Entlastung der Systeme in der Hand. Speziell das Artensterben betreffend gilt es entschieden zu handeln, da hier davon ausgegangen werden muss, dass Kippeffekte bereits im Laufen sind. Es ist notwendig, adäquate naturnahe Lebensräume für Pflanzen und Tiere zu erhalten, zu vergrößern, zu verbinden und strukturell zu verbessern.
Das Abkommen von Paris ist eine Vereinbarung von 195 Vertragsparteien der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen (UNFCCC).[2] Es wurde 2015 auf der UN-Klimakonferenz in Paris mit dem Ziel des Klimaschutzes in Nachfolge des Kyoto-Protokolls verabschiedet und sieht die Begrenzung der menschengemachten globalen Erwärmung auf deutlich unter 2 °C gegenüber vorindustriellen Werten vor.[3]
1.1 Klimawandel
In Bezug auf den ökologischen Prozess des Klimawandels besteht eine Übereinstimmung zwischen dem Übereinkommen von Paris und dem Modell der planetaren Grenzen. So wurden die planetaren Grenzen und die Ziele des Pariser Abkommens übereinstimmend durch die CO2-Konzentration in der Atmosphäre in ppm und den Strahlungsantrieb in W/m² definiert. [4]
Zur Abbildung der CO2equ-Konzentration in der Atmosphäre wurde für den 5. Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (kurz.: IPCC), der 2013 beziehungsweise 14 erschienen ist, sogenannte „Repräsentative Konzentrationspfade“ (engl.: Representative Concentration Pathways; kurz.: RCPs) entwickelt. Der Intergovernmental Panel on Climate Change wurde 1988 vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) und der Weltorganisation für Meteorologie (WMO) als zwischenstaatliche Institution gegründet, um für politische Entscheidungsträger den Stand der wissenschaftlichen Forschung als Grundlagen zur Verfügung zu stellen. Die RCPs – Szenarien wurden nicht vom IPCC, sondern von frei arbeitenden Wissenschaftlern erarbeitet und stützen sich auf Ergebnisse der wissenschaftlichen Literatur. Das Ergebnis sind vier Szenarien mit den in der folgenden Tabelle gezeigten Strahlungsantrieb 1850-2100 und CO2equ-Konzentrationen im Jahr 2100 gegenüber den vorindustriellen Werten von 1850.[5]
RCP-Szenarien für den 5. IPCC-Sachstandbericht | ||||
Bezeichnung | RCP8.5 | RCP6.0 | RCP4.5 | RCP2.6 |
Treibhausgaskonzentration im Jahre 2100 |
1370 ppm CO2-äq |
850 ppm CO2-äq |
650 ppm CO2-äq |
400 ppm CO2-äq |
Strahlungsantrieb | 8,5 W/m2 | 6,0 W/m2 | 4,5 W/m2 | 2,6 W/m2 |
Einstufung | Sehr hoch | Hoch | Mittel | Sehr niedrig |
2 Klimaschutz, Klimaneutralität und Klimaresilienz in Österreich
2.1 Klimaschutz
Um die weltweite mittlere Erderwärmung, wie im Pariser Abkommen festgelegt, deutlich unter 2° Celsius zu halten sind die weltweiten Emissionen an Treibhausgasen bis 2050 um 80% zu senken, bezogen auf die Emissionen im Jahr 1990. Die globalen Treibhausgasemissionen sind zwischen 1990 und 2016 von etwa 37 Gt CO2equ auf 53 Gt CO2equ, also um rund 43% gestiegen. Seit dem Jahr 2010 bremst sich der Anstieg zwar ein, das Klimaziel von Paris 2015, die Globale Erwärmung deutlich unter 2°C zu halten ist aber nur zu erreichen, wenn es gelingt bis 2050 annähernd treibhausgasneutral zu werden. Dabei gilt es den Löwenanteil der nötigen Reduktionen bis 2030 zu schaffen, um das Eintreten von Kippvorgängen zu verhindern.
Im Kontext der Entwicklung zur klimaneutralen Gesellschaft in Österreich bis 2050 wurde einerseits eine Langfriststrategie bis 2050 beschlossen,[6] andererseits gibt es ein klares Bild für die Umsetzung im nationalen Energie- und Klimaplan für die Periode 2021 bis 2030.[7] Dieser Plan sieht bis 2030 eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 36 % gegenüber 2005 vor, sowie eine Anhebung des Anteils erneuerbarer Energie am Brutto-Endenergieverbrauch auf 46 bis 50 %.
2.2 Klimaneutralität
Vor dem oben erläuterten Hintergrund wird der Begriff der Klimaneutralität heute für jene Qualität von Handlungsweisen und Prozessen verwendet, welche zur Erreichung dieser Emissionsziele eingehalten werden müssen. Klimaneutralität für Österreich bedeutet somit eine maximal zulässige Emission von Treibhausgasen äquivalent zu 1,5 t CO2 pro Person und Jahr. Derzeit werden in Österreich im Durchschnitt jedoch Treibhausgase äquivalent zu 8,9 t CO2/Person und Jahr emittiert.
2.3 Klimaneutrale Gebäude
Klimaneutrale Gebäude sind demnach solche Gebäude, deren Treibhausgasemissionen auf ein Niveau beschränkt sind, welches die Erreichung der Emissionsziele ermöglicht. In diese Betrachtung einzubeziehen sind die Treibhausgasemissionen aus der Gebäudeerrichtung, dem Gebäudebetrieb und der Gebäude-induzierten Alltagsmobilität. Hierfür ergibt sich in Österreich eine maximal zulässige Emission von Treibhausgasen von 0,69 t CO2,äqu pro Person und Jahr beziehungsweise von 15,0 kg CO2,äqu pro m²NF und Jahr.
2.4 Klimaresilienz
Selbst bei Erreichung der Ziele zur Treibhausgas-Emission ist verlässlich davon auszugehen, dass Häufigkeit und Schwere von Wetterextremen wie Hitze- oder Trockenperioden sowie Unwetterereignissen etwa Starkregen oder Hagel weiter zunehmen werden. Die Jahresdurchschnittstemperturen werden weiter ansteigen. Daher sind Maßnahmen zur Anpassung und eine Erhöhung der Resilienz gegenüber solchen Ereignissen jetzt und in Zukunft unabdingbar.[8]
3 Klimawandel in Wien
Auf Basis der Representative Concentration Pathways wurden für die Stadt Wien Klimaszenarien erstellt. Diese Szenarien zweigen sowohl die Entwicklung der Temperaturen,[9]
sowie der Niederschläge bis ins Jahr 2100.[10]
4 Klimaschutz in Wien
Die Umsetzung der Langfriststrategie 2050 für Österreich und des nationalen Energie- und Klimaplans für die Periode 2021 bis 2030 erfolgt weitgehend auf Ebene der Bundesländer.[11] Der Wiener Gemeinderat hat dazu die Smart City Wien Rahmenstrategie 2019 –2050 am 26.06.2019 beschlossen, die umfassende und in Punkten konkretisierte Zielformulierung enthält.[12] Etwa, dass
- die Treibhausgasemissionen pro Kopf bis 2030 um jedenfalls 35 % und bis 2050 um 80% gegenüber 1990 sinken
- im Jahr 2030 mehr als 20 % und im Jahr 2050 mehr als 50 % des Bruttoendenergieverbrauchs von Wien aus erneuerbaren Quellen stammen.
Aktuell fallen bei der Errichtung von Geschosswohnungsbauten je nachdem, ob die Bauordnung erfüllt oder darüber hinaus zusätzliche Maßnahmen zur Reduktion von Treibhausgasemissionen ergriffen werden etwa an…[13]
Treibhausgasemissionen
aus der Gebäudeerrichtung |
5,8 | bis | 8,0 kgCO2-eq/(m²NF.a) |
Treibhausgasemissionen
aus dem Gebäudebetrieb |
2,9 | bis | 8,0 kgCO2-eq/(m²NF.a) |
Treibhausgasemissionen
aus der gebäudeinduzierten Alltagsmobilität |
6,7 | bis | 28,5 kgCO2-eq/(m²NF.a) |
Auffallend ist, dass selbst bei großem Engagement zur Erreichung von Klimaneutralität die maximal zulässige Emission von Treibhausgasen von 15,0 kg CO2,äqu pro m²NF und Jahr überschritten werden. Darüber hinaus zeigt sich, dass der weitaus größten Anteil an Treibhausgasemissionen durch die gebäudeinduzierte Alltagsmobilität hervorgerufen wird.
Das bedeutet, dass im Bereich Gebäudeerrichtung…
- Sanierung vor Neubau
- funktionale und spekulative Leerstände reduzieren
- Materialrecycling und Wiederverwendung von gebrauchtem Material
- …
Ein internationales Beispiel für die Reduktion von Leerständen sind die Leipziger AUS-BAU-Häuser:
Bei der Bewältigung der umfänglichen Probleme der Sanierung von Beständen auch in segregationsgefährdeten Gebieten wird hier verstärkt auf Bürger*innenbeteiligung gesetzt. Die Sanierung erfolgt dabei unter einem anteiligen Einbringen von Eigenleistungen. Das AusBauHaus verbindet einen individuell festgelegten Ausbaustandard mit einem klassischen Mietverhältnis. Die Mieter erhalten viel Wohnfläche zum individuellen Selbstausbau und stabilen, günstigen Mietkonditionen. Hauseigentümer bietet das AusBauHaus langfristig kalkulierbare Mieteinnahmen und Wertsteigerung bei vergleichsweise geringerem Investitionsaufwand.[14]
Das bedeutet, dass im Bereich Gebäudebetrieb…
- Raus aus Gas und Öl
- Treibhausgasemissionen durch Gewinnung erneuerbarer Energie vor Ort kompensieren
- …
Ein internationales Beispiel zur umfassenden Betrachtung von Betriebsenergien und zur Wichtigkeit der energetischen Infrastrukturen bietet das Züricher Modell der 2000-Wattgesellschaft.[15]
Das Modell der 2000W Gesellschaft, welches die Stadt Zürich ihrer Stadtentwicklungsplanung zugrunde legt, gibt die Reduktionsziele für die unterschiedlichsten Lebensbereiche gelichwertig und gleichzeitig vor. Im Wiener STEP 2025 stehen Gebäude und Mobilität im Fokus. Bemerkenswert ist speziell, dass trotz rigoroser Einsparungen und Effizienzsteigerung die Aufwendungen für die energierelevanten Infrastrukturen gleich bleiben. Diese Sonderstellung unterstreicht die Bedeutung aber auch den gesteigerten Aufwand betreffend diese Infrastrukturen.
Das bedeutet, dass im Bereich gebäudeinduzierte Alltagsmobilität…
- Die Potenziale städtischer Mobilität heben
- …
Internationale Beispiel zur Reduktion des motorisierten Individualverkehrs in europäischen Großstädten zeigen vielfältige Ansätze:[16]
In Madrid mit rund 3,17 Millionen Einwohner*innen sollen Autos zugunsten von Fußgängern im Stadtzentrum auf ein Minimum reduziert werden. Schon heute dürfen in bestimmten Bezirken nur noch Anwohner*innen oder Inhaber*innen einer Parkberechtigung mit dem Auto fahren. Aktuell umfasst das Sperrgebiet rund 3,5 km², wobei das Gebiet noch einmal um rund 0,6 km² erweitert werden. Gleichzeitig soll die Zahl der Buslinien ausgebaut werden.
Frankreichs Hauptstadt Paris mit rund 2,24 Millionen Einwohner*innen hat gute Erfahrungen mit kurzfristigen Fahrverboten gemacht, die seit dem Frühjahr 2014 stattfinden. Die Luft- und Lebensqualität konnte dadurch deutlich verbessert werden. Damals durften keine Autos fahren, deren Nummernschild mit einer ungeraden Zahl endete. Für 2020 war ein generelles Verbot von Dieselautos und die Beschränkung der Fahrterlaubnis auf Anwohner und Lieferanten in bestimmten Vierteln angedacht.
Oslo, die norwegische Hauptstadt mit rund 640.000 Einwohner*innen hat bereits 2019 so gut wie keine privaten Pkws mehr in die Innenstadt einfahren lassen. Im Gegenzug wurde der Öffentliche Nahverkehr ausgebaut und das Radwegenetz verbessert.
Bedenken äußern in allen genannten Städten vor allem der örtliche Handel und die Gastronomie, die Umsatzeinbußen befürchten, wenn die Kundschaft nicht mehr direkt am Geschäft parken kann. Zahlreiche Studien speziell aber die Erfahrung aus umgesetzten Beispielen legen einen gegenteiligen Effekt nahe.
5 Klimawandelanpassung in Wien
Die Stadtklimaanalyse von Wien aus dem Jahr 2020 zeigt die Ausbildung von städtischen Bereichen starker Überwärmung.[17]
Der Einsatz fossiler Energieträger zu Kühlzwecken trägt zu einem beschleunigten Klimawandel bei. Dennoch und dem gegenüber ist im STEP 2025 klar zu machen, dass Kühlung im Sommer kein Luxus, sondern von höchster Relevanz für die Gesundheit und die Lebensqualität in einer städtischen Umwelt ist. Kühlung muss klimawandelneutral also zumindest in der bilanziellen Betrachtung ohne Treibhausgasemissionen erfolgen.
Der Klimawandel führt dazu, dass die Überwärmung der Stadt weiter zunimmt und dass neben dem Bedarf nach Wärmeenergie im Winter vermehrt und zunehmend Kühlbedarf im Sommer anfallen wird. Kühlung im Sommer kein Luxus sondern von höchster Relevanz für die Gesundheit und die Lebensqualität in einer städtischen Umwelt ist. Kühlung muss klimawandelneutral also zumindest in der bilanziellen Betrachtung ohne Treibhausgasemissionen erfolgen. Die Dualität von Wärmebedarf im Winter und Kühlbedarf im Sommer kann genutzt werden, wenn technisch robuste innovative Systeme der Wärm(Kälte)bereitstellung zum Einsatz gebracht werden. Durch entsprechend Hebung dieses Potentials können vorrausschauend Ressourcenschonung, Klimaschutz, Lebensqualitätssteigerung und Leistbarkeit gemeinsam erreicht werden. Darüber hinaus kann hier technische Innovation zu wirtschaftlichem Erfolg führen.
Zentral bei der Bewältigung der Herausforderung der Klimawandelanpassung in der Stadt ist eine strategische Freiraum-, Grünraum- und Gewässerplanung beziehungsweise die breite Bereitstellung dieser Räume. Angesichts der vielfältigen positiven Wirkungen und der essentiellen Bedeutung, die von diesen Räumen für die Zukunft der Stadt ausgehen, scheint ihre Wertigkeit speziell im Vergleich mit anderen räumlichen Nutzungen zu gering. Die Freiraum-, Grünraum- und Gewässerplanung muss im Sinne der städtischen Klimawandelfolgenbewältigung neu interpretiert und aufgewertet werden. Infrastrukturelle Klimawandelfolgenanpassung der Wasserversorgung ist vor allem in Hinsicht auf die Moderation von Niederschlägen vorzusehen. Kanalsysteme können so entsprechend entlastet werden.
6 Umfassende städtische Nachhaltigkeit
6.1 Weitere ökologische Prozesse am Beispiel Biodiversitätsverlust
Aktuell wird die Überschreitung der Belastungsgrenzen im Bereich der Biodiversitätsverluste als schwerwiegend und brisant eingeschätzt. Es ist also unabdingbar, dass Biodiversitätsverlusten mit ebenso entschiedenen Maßnahmen entgegengetreten wird wie beispielsweise dem Klimawandel. Biodiversitätsverlust schwächen ökologisch systemische Wirkungszusammenhänge. Das Aussterben einer einzelnen Art wirkt sich vielfältig aus und betrifft den Menschen mittel- oder unmittelbar.
An der Schnittstelle von Ressourcenschonung, Klimaschutz beziehungsweise Klimawandelanpassung und Lebensqualität steht der Schutz vor Biodiversitätsverlust. Dieser wird in der Smart City Rahmenstrategie zwar erwähnt aber in seiner Vordringlichkeit nicht adäquat behandelt. Ein schonender Umgang reicht nicht aus. Biodiversität muss mit höchster Priorität aktiv geschützt und gefördert werden. Eine durchgängige intensive Grünverbundstruktur, – mehr als Begleitgrün, sowie eine strategische Einbindung und Sicherung der Großgrünräume ist für die Stadt und ihre Zukunft als Lebensraum von Menschen unabdingbar wichtig.
6.2 Planetary Boundaries für die ökonomische und die soziokulturelle Säule der Nachhaltigkeit
Obwohl die Wiener Smart City Rahmenstrategie die nachhaltige Entwicklung der Stadt thematisch umfassend behandelt, fehlen für die Bereiche Ökonomie und Soziokultur definitive Vorgaben, wie sie für die Ökologie und speziell den Prozess des Klimawandels eingeführt wurden.[18]
Die Aufbereitung entsprechender Grundlagen und die Einführung, derartiger Vorgaben im Sinne von ökonomischen und soziokulturellen Planetary Boundaries ist für die Erreichung umfassender Nachhaltigkeit in der Stadt unerlässlich.
Quellen:
[1] Vgl.: Steffen W. et al.: Planetary boundaries: Guiding human development on a changing planet. In: Science. Band 347, Nr. 6223, 2015
[2] UNFCCC: Historic Paris Agreement on Climate Change: 195 Nations Set Path to Keep Temperature Rise Well Below 2 Degrees Celsius (Memento vom 17. Januar 2016 im Internet Archive). Presseerklärung vom 12. Dezember 2015. Abgerufen am 17. Januar 2016.
[3] Maria Ivanova: B. Politics, Economics, and Society. In: Daniel Klein, María Pía Carazo, Meinhard Doelle, Jane Bulmer, Andrew Higham (Hrsg.): The Paris Agreement on Climate Change: Analysis and Commentary. Oxford University Press, Juli 2017, S. 17 (englisch): “[…] 196 Parties to the Convention (195 nations and the European Union (EU)) unanimously adopted the Paris Agreement […].”
[4] Planetary Boundaries – Ökologische Belastungsgrenzen der Erde nach Will Steffen, Stockholm Resilience Centre et al. 2015
https://de.wikipedia.org/wiki/Planetare_Grenzen#/media/Datei:Planetary_Boundaries_2015.svg
Monthly mean carbon dioxide measured at Mauna Loa Observatory, Hawaii, August 2019; https://www.esrl.noaa.gov/gmd/ccgg/trends/
UNO-Weltklimarat – Intergovernmental Panel on Climate Change, 5. IPCC Sachstandsbericht, 2013; http://www.climatechange2013.org/images/report/WG1AR5_SPM_FINAL.pdf
[5] Quelle: Daten nach Van Vuuren, D.P., et al. (2011): The representative concentration pathways: an overwiev, Climatic Change 109, 5-31
[6] Langfriststrategie 2050 für Österreich – gemäß der Verordnung (EU) 2018/1999 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Governance-System für die Energieunion und den Klimaschutz. //www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/lts2050.html [11.02.2021]
[7] Integrierter nationaler Energie- und Klimaplan für Österreich; Periode 2021-2030 gemäß Verordnung (EU) 2018/1999 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Governance-System für die Energieunion und den Klimaschutz; //www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/energie_klimaplan.html [09.10.2020]
[8] Vgl.: Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus (Hrsg.); Die österreichische Strategie zur Anpassung an den Klimawandel; Teil 1 – Kontext; Aktualisierte Fassung; 2017; https://services.bka.gv.at/mrd-xxv/48/48_40_bei_n_kontext_NB.pdf [11.10.2020]
[9] Chimani B. (ZAMG), Heinrich G. (WEGC), Hofstätter M. (ZAMG), Kerschbaumer M. (Z_GIS), Kienberger S. (Z_GIS), Leuprecht A. (WEGC), Lexer A. (ZAMG), Peßenteiner S. (WEGC), Poetsch M. (Z_GIS), Salzmann M. (ZAMG), Spiekermann R. (Z_GIS), Switanek M. (WEGC), Truhetz H. (WEGC); Projekt: ÖKS15 | Klimaszenarien für Österreich; Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, Abteilung Klimaforschung: Beobachtungsdaten und Klimaanalyse; Karl-Franzens-Universität Graz, Wegener Center für Klima und Globalen Wandel: Klimamodellierung und –analyse; Universität Salzburg, Interfakultärer Fachbereich für Geoinformatik – Z_GIS: Factsheet Erstellung, Datenmanagement; September 2016
[10]ebenda
[11] Integrierter nationaler Energie- und Klimaplan für Österreich; Periode 2021-2030 gemäß Verordnung (EU) 2018/1999 des Europäischen Parlaments und des Rates über das Governance-System für die Energieunion und den Klimaschutz; //www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/klimaschutz/nat_klimapolitik/energie_klimaplan.html [09.10.2020]
[12] //smartcity.wien.gv.at/site/files/2019/06/SmartCityWienRahmenstrategie2019-2050_Beschlussfassung190626.pdf [11.02.2021]
[13] Mair am Tinkhof O., Strasser H., Prinz T., Herbst S., Schuster M., Tomschy R., Figl H., Fellner M., Ploß M., Roß-kopf T.; Richt- und Zielwerte für Siedlungen zur integralen Bewertung der Klimaverträglichkeit von Gebäuden und Mobilitätsinfrastruktur in Neubausiedlungen; Berichte aus Energie- und Umweltforschung 39/2017; S.12
[14] http://www.haushalten.org/de/index.asp
[15] Bild bearbeitet in: http://www.2000watt.ch/fileadmin/user_upload/2000Watt-Gesellschaft/de/Bilder/2000-Watt-Gesellschaft/ 1_watt_pro_person_gross.jpg
[16] Vgl.: //www.welt.de/motor/news/article148518547/Fuenf-europaeische-Staedte-die-das-Auto-aussperren-wollen.html
[17] //www.wien.gv.at/stadtentwicklung/grundlagen/stadtforschung/pdf/stadtklimaanalyse-karte.pdf
[18]Grafik: Ausschnitt aus einer Präsentation der MA20-Energieplanung, Vogel B., Energierahmenstrategie der Stadt Wien, vom 18.05.2017