So machen wir Wien zur Digitalisierungshauptstadt!
Barbara Novak, BA ist Abgeordnete zum Gemeinderat und Wiener Landtag und Landesparteisekretärin der SPÖ Wien. Sie ist seit 2005 Sprecherin für Informations- und Kommunikationstechnologie sowie Digitalisierung und betreut unter anderem Projekte wie den Breitbandausbau in Wien oder die Weiterentwicklung des e-Government-Angebots der Stadt Wien. Als Vortragende im Lehrgang Digitalisierung in Wien hat Barbara Novak einen Blogbeitrag erstellt.
Kaum ein Faktor hat unsere Gesellschaft in den letzten Jahren so stark verändert wie die fortschreitende Digitalisierung. Sie hat in den letzten Jahren alle Lebensbereiche erfasst und ist aus unserer modernen Gesellschaft nicht mehr wegzudenken. Das ist eine große Herausforderung aber auch eine große Chance. Bürgermeister Dr. Michael Ludwig und die Wiener Fortschrittskoalition haben sich deswegen vorgenommen, diese Entwicklung aktiv und im Sinne aller Menschen zu gestalten. Das Ziel: Wir machen Wien zur Digitalisierungshauptstadt! Die hohe Lebensqualität, für die Wien weltweit bekannt ist, muss auch digital sichergestellt werden. Digitalisierung darf dabei aber nie Selbstzweck sein, sie muss den Menschen dienen und nicht umgekehrt. Außerdem muss gewährleistet sein, dass alle Menschen Anteil am digitalen Wandel haben bzw. Zugang dazu erhalten – unabhängig von Alter, Herkunft, Geschlecht oder Einkommen. Wir wollen verhindern, dass es zu einer „digitalen Kluft“ (digital divide) kommt. Wie auch in allen anderen Lebensbereichen darf bei der Digitalisierung niemand zurückgelassen werden.
Digitale Kompetenzen müssen früh erlernt werden. Das beinhaltet nicht nur das technische Know-how, sondern auch den verantwortungsvollen und sicheren Umgang mit digitalen Technologien. Deswegen setzen wir in dieser Frage schon bei der jüngsten Generation an, bei unseren Kindern und Jugendlichen. Wir machen unsere Schulen fit für die digitale Zukunft, zum Beispiel mit dem Ausbau von flächendeckendem WLAN in Wiener Mittelschulen und Berufsschulen bis Ende 2022 und mit einem Budget von 40 Millionen Euro. In einem weiteren Schritt wird der Ausbau an den Volksschulen erfolgen. Ebenso wird das e-learning-System, das sich gerade jetzt in der Corona-Krise bewährt hat, weiter ausgebaut. In den kommenden Jahren sollen digitale Unterrichtsmittel verstärkt genutzt werden. Die schwere Schultasche gehört der Vergangenheit an, Tablets und Laptops unterstützen die Pädagog*innen und Schüler*innen bei pädagogischer Arbeit und Verwaltungstät
igkeiten. Doch so zukunftsweisend digitale Bildungsmodelle auch sind, sind wir stets der Überzeugung, dass digitale Bildung den Lernprozess im zwischenmenschlichen Austausch nur unterstützen, nicht ersetzen kann. Daher gehen alle unsere bildungspolitischen Initiativen von einer zentralen Überzeugung aus: im Mittelpunkt steht der lernende Mensch und damit die Frage, wie wir sie oder ihn am besten beim Lernen unterstützen können.
Gerade in der Arbeitswelt sorgt die fortschreitende Digitalisierung für große Veränderungen. Technische Berufe sind besonders gefragt und zukunftsweisend. Deswegen unterstützen wir die Wienerinnen und Wiener bei der Ausbildung oder beim Umstieg auf technische Berufe. Mit Programmen wie dem „Digi Winner“ setzen wir einen Schwerpunkt im Bereich der Digitalisierung, um Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer noch besser zu qualifizieren. Mit Förderungen von bis zu 5.000 Euro pro Person können Wiener Berufstätige und Arbeitssuchende ihre Chancen in der digitalen Arbeitswelt verbessern. Und zwar, indem sie neue Kompetenzen dazugewinnen, ihren Arbeitsplatz besser absichern und die Möglichkeiten digitaler Weiterbildung nutzen. Der Wiener Arbeitnehmer*innen-Förderungsfonds (waff) bietet außerdem spezielle Förderprogramme für Frauen, die auf technische Berufe umsteigen wollen. Denn Frauen dürfen keinesfalls als Verliererinnen des Digitalisierungsprozesses dastehen. Sie müssen in punkto digitaler Kompetenz aktiv gefördert werden und sind gleichberechtigt in Forschung und Gestaltung der Digitalisierung einzubinden, um digitale Transformation aus Frauenperspektive zu gestalten.
Auch im Bereich der öffentlichen Verwaltung bringt die Digitalisierung große Fortschritte. Dabei dürfen Sicherheit und Transparenz natürlich niemals aus den Augen verloren werden. Die Etablierung einer Datenstrategie für Wien sorgt für noch mehr Datensicherheit und die Digitalisierung aller Prozesse im Gemeinderat und Landtag für zusätzliche Transparenz. Die Digitale Agenda Wien 2025 bildet die Grundlage für Wiens Weg zur Digitalisierungshauptstadt und koordiniert viele Projekte aus unterschiedlichen Bereichen unter einem strategischen Dach. Neue Apps wie die Stadt Wien App, „Wien gibt Raum“, „WienBot“ oder „Sag’s Wien“ vereinfachen schon jetzt Behördenwege und digitalisieren diese. Das erleichtert das Leben der Wienerinnen und Wiener und macht die Verwaltung schneller. Künftig soll es eine zentrale App geben, die diese Services in sich vereint. Gleichzeitig muss das Anrecht auf „analogen“ und telefonischen Behördenkontakt bestehen bleiben, damit bei der Digitalisierung wirklich niemand zurückgelassen wird. Um letzteres zu gewährleisten, und den Zugang zu Online-Dienstleistungen zu erleichtern, soll in Zukunft außerdem an allen öffentlichen Orten in ganz Wien flächendeckend gratis W-Lan zur Verfügung stehen.
Eine der entscheidendsten Fragen unserer Zeit ist der Klimawandel, seine Bekämpfung und der Umgang mit seinen Folgen. Wir machen Wien zur Klimamusterstadt, bis 2040 soll unsere Stadt CO2-neutral werden. Wir machen uns auch in dieser Frage die Digitalisierung zunutze. Zum Beispiel mit dem Ausbau des weltweit ersten „Kultur-Token“. Dabei handelt es sich um ein digitales Bonussystem, das mittels einer App umweltbewusstes Verkehrsverhalten mit freiem Zugang zu Kulturinstitutionen und Kulturveranstaltungen honoriert. Eine Studie samt Maßnahmenkatalog widmet sich außerdem den Auswirkungen der Digitalisierung auf das Klima zum Beispiel in Punkto Strombedarf und Chancen wie disloziertes Arbeiten und weniger Dienstreisen.
Wien ist und war immer schon die Stadt des sozialen Zusammenhalts. Unsere hervorragende öffentliche Versorgung aber auch der leistbare Wohnraum machen unsere Stadt aus. Auch in diesen Bereichen wollen wir uns die Digitalisierung zunutze machen. Zum Beispiel im Gesundheitswesen. Digitale Lösungen wie der elektronische Impfpass, eBefunde, eMedikation, Forcierung des Ausbaus von ELGA als Basis-Infrastruktur für zukünftige eHealth-Anwendungen seitens der Stadt Wien und elektronische Anmeldung in den Ambulanzen der Krankenhäuser bringen große Erleichterungen für die Patientinnen und Patienten und erhöhen die Kund*innenorientierung. Der digitale Fortschritt wird für auch für moderne Pflegeunterstützung genutzt. Beispielsweise erleichtert die neue App „WAALTeR“ den Lebensalltag von Senior*innen. Unter anderem erkennt ein Detektor automatisch, ob jemand gestürzt ist und aktiviert Hilfe. Im Pflegeprozess soll durch digitale Unte
rstützung möglichst viel Zeit für den persönlichen Kontakt freiwerden. Es geht um die Zusammenarbeit zwischen den Organisationen und Abteilungen, um professionsübergreifend die Gesamtversorgung für die Klient*innen möglichst barrierefrei und unbürokratisch zu ermöglichen. Für die Klient*innen selbst sollen digitale Angebote geschaffen werden, damit sie ihren Betreuungsbedarf selbstbestimmt, modern und auf ihre individuellen Bedürfnisse zugeschnitten bestellen können. Und auch Wiener Wohnen setzt stark auf Digitalisierung und erleichtert damit den Zugang zum geförderten Wohnbau. Mit der digitalen Wohnungsvergabe ist es für die Wienerinnen und Wiener künftig noch leichter, eine Wohnung zu finden und die Verbesserung der Online-Serviceleistung sorgt für mehr Benutzer*innenfreundlichkeit, Übersichtlichkeit und Serviceorientierung, um einen einfachen Zugang zur Wohnbeihilfe und anderen Leistungen zu gewährleisten.
Nicht zuletzt ist Wien federführend im Bereich Forschung und Innovation. Im Rahmen der neuen Wirtschafts- und Innovationsstrategie „WIEN 2030 – Wirtschaft & Innovation“ werden mit Partnern aus Wirtschaft und Wissenschaft gezielt die besten Pilotprojekte ausprobiert, für die es auch neue Förderungen geben soll. Zum Beispiel im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Ziel ist die Umsetzung einer Wiener Prüfstelle für die Anwendung von Künstlicher Intelligenz. Hierbei geht es um das Erkennen von Chancen und Risiken in diesem Bereich. Es wird zudem die Einrichtung einer Koordinationsstelle für die lokalen K.I.-Unternehmen angestrebt. Diese soll für die Stadtverwaltung eine Übersicht an aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich sicherstellen und gleichzeitig als ein Dreh- und Angelpunkt für den Wissensaustausch zwischen Verwaltung und Unternehmern dienen.
All diese Maßnahmen führen uns eines vor Augen: Wien hat die Herausforderung aber auch die sich bietenden Chancen der Digitalisierung erkannt und reagiert darauf professionell und im Sinne aller Wienerinnen und Wiener. Wir nutzen diese Entwicklung um die lebenswerteste Stadt der Welt noch lebenswerter und noch sozialer zu machen. Für eine Stadt, in der jede und jeder vom digitalen Fortschritt profitiert und wirklich niemand zurückgelassen wird!
Tag:Barbara Novak, Digital, Digitalsierung, Wien