Wegwerfgesellschaft versus jahrhundertealte Tradition: Was wir von den Maasai in Sachen Nachhaltigkeit lernen können – von Prof.in Dagmar Schoder

Anlässlich unseres Schwerpunkts über Umwelt & Nachhaltigkeit nennt uns Prof. Dagmar Schoder, Präsidentin von Tierärzte ohne Grenzen Österreich, zwei Beispiele aus ihrer Tätigkeit in Ostafrika. Diese zeigen, wie indigene Völker, wie die Maasai in der ostafrikanischen Steppe, Nachhaltigkeit pflegen und tagtäglich leben. Tierärzte ohne Grenzen Österreich (VSF) ist eine Entwicklungshilfeorganisation mit Sitz an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien.
Kalebassen zum sicheren Haltbarmachen von Milch in der ostafrikanischen Steppe: Nachhaltig und zu 100 % biologisch abbaubar!
Milch ist eines unserer wichtigsten Grundnahrungsmittel. Rohmilch ist aber auch ein ideales Nährmedium für Bakterien und Krankheitserreger. Diese können beim Verzehr auch auf den Menschen übertragen werden und Infektionskrankheiten auslösen. In Österreich wird daher bei jedem Produktionsschritt streng auf die Hygiene geachtet, damit gefährliche Keime gar nicht erst ins Lebensmittel gelangen. Vor dem Melken werden die Euter der Tiere sorgfältig gereinigt. Bauern, Molkereien und Handel gewährleisten eine durchgängige Kühlung von der Rohmilch bis zum Endprodukt im Geschäft. Zusätzlich wird die Milch einer schonenden, aber effektiven Wärmebehandlung – der sogenannten Pasteurisierung – unterzogen.
Für die Maasai in der ostafrikanischen Steppe stellt die Hygiene bei der Produktion und Verarbeitung von Milch eine große Herausforderung dar. Trinkwasser ist rar. Auch Reinigungsmittel stehen nicht zur Verfügung. Sie greifen daher auf die bewährte Methode des Räucherns ihrer Milchkalebassen zurück. Das Ergebnis ist Milch von ausgezeichneter Qualität. Mit weniger als 1000 Keimen pro Liter Milch liefern die Maasai ein Ergebnis, das sogar für europäische Bauern schwer zu erreichen ist.

sie keimfrei gemacht und danach für die sichere Aufbewahrung von Milch verwendet. | ©
Prof.in Dagmar Schoder, Tierärzte ohne Grenzen
Die Maasai pflegen eine spezielle Methode, um die Milch ihrer Zebu-Rinder länger haltbar zu machen. Sie bewahren sie in geräucherten Kalebassen auf, das sind ausgehöhlte und getrocknete Flaschenkürbisse. Diese Tradition geben sie mündlich von einer Generation zur nächsten weiter. VSF hat diese Methode untersucht und dokumentiert, um sie für kommende Generationen zu bewahren.

Maasai und andere pastorale Viehzüchter als Beispiele für die nachhaltige Nutzung von verfügbaren Rohstoffen und Landschaften
Pastorale Viehzüchter tragen in vielen Gebieten der Erde zum landwirtschaftlichen Wertzuwachs bei. Und das schon seit Jahrtausenden! Sie nutzen selbst Land in Trockengebieten oder schwer zugänglichen Bergtälern. Voraussetzung dafür sind Nutztierrassen, die den lokalen Gegebenheiten perfekt angepasst sind und Krankheiten, Dürre oder Parasiten gut standhalten. Die Maasai in Ostafrika halten ihre Tiere vor allem für die Milchproduktion, verwenden aber auch den Dung zum Bau ihrer Hütten. Fleisch wird nur zu rituellen Anlässen gegessen, daher werden selten Tiere geschlachtet. Wenn das jedoch einmal der Fall ist, dann verwerten die Maasai von dem Tier buchstäblich alles: Fleisch, innere Organe, Häute und Horn.

Prof.in Dagmar Schoder
Tierärzte ohne Grenzen Österreich
c/o Veterinärmedizinische Universität Wien
Veterinärplatz 1
1210 Wien
www.vsf.at
Tag:Afrika, Nachhaltigkeit, Umwelt