Eine sechswöchige künstlerische Reise in der Seestadt: Turning the Tide für Stadtplanung und Umweltschutz
Das europäische Projekt Turning the Tide verwandelte die Seestadt Aspern in Wien über sechs intensive Wochen hinweg in einen Treffpunkt für Künstler*innen, Stadtplaner*innen, Umweltexpert*innen und die lokale Gemeinschaft. Die Initiative, organisiert von der Wiener Bildungsakademie (WBA) und gefördert im Rahmen des EU-Programms Creative Europe, untersuchte, wie Kunst als Katalysator für sozialen Wandel und Nachhaltigkeit wirken kann. Höhepunkt der Reise war eine zweitägige öffentliche Konferenz, die die Erkenntnisse und Werke der teilnehmenden Künstler*innen präsentierte.
Von der Vision zur Umsetzung: Johannes Tovatt und die Seestadt
Im Mittelpunkt des Projekts stand Johannes Tovatt, der Architekt des visionären Masterplans der Seestadt Aspern. Seine Präsenz war symbolisch für die Verbindung von Stadtplanung und Umweltschutz, die die Seestadt als Modell für nachhaltige urbane Entwicklung verkörpert. In seiner Keynote reflektierte Tovatt über die Herausforderungen und Erfolge bei der Gestaltung eines modernen, ökologisch ausgerichteten Stadtteils.
Künstlerische Erkundungen und lokale Zusammenarbeit
Das Projekt begann mit der Ankunft des niederländischen Künstlerkollektivs Dear Hunter (Marlies Vermeulen und Remy Kroese). Mit ihrer Expertise im experimentellen Mapping untersuchten sie die Rolle von Wasser in städtischen Räumen. Ihre Zusammenarbeit mit Wiener Wasser bot Einblicke in das weltberühmte Wiener Wasserversorgungssystem, dessen 170 Kilometer lange Hochquellenleitung Wasser ohne Energiezufuhr allein durch Gefälle transportiert. Ihre Erkenntnisse mündeten in einer einzigartigen Kartografie, die die oft unsichtbaren Wasserinfrastrukturen der Seestadtsichtbar machte.
Die griechische Künstlerin Jenny Marketou brachte ein 120 Jahre altes Boot aus dem Kuchelauer Hafen in die Seestadt und verwandelte es in eine bepflanzte Installation. Dieses Kunstwerk verbindet industrielle Geschichte mit ökologischer Zukunft. Parallel dazu hielt sie Workshops mit Kindern der Mittelschule Sonnenallee ab, bei denen die Schüler*innen eine imaginäre Unterwasserwelt gestalteten und über den Schutz von Wasserressourcen diskutierten.
Die polnische Künstlerin Kamila Chomicz fokussierte sich auf das Leben wilder Tiere in urbanen Räumen. In Zusammenarbeit mit Kindern dokumentierte sie die Tierwelt der Seestadt in einem Film, der während der Abschlussveranstaltung gezeigt wurde und die Koexistenz von Natur und Stadt hervorhob.
Die zweitägige Konferenz: Kunst, Stadtentwicklung und Nachhaltigkeit
Den Höhepunkt des Projekts bildete die öffentliche Konferenz im Kunstraum Seestadt. Neben Keynotes von Tovattund Astrid Rompolt (Wiener Wasser) präsentierten internationale Künstler*innen wie Marketou, Chomicz und Dear Hunter ihre Arbeiten. Auch lokale Künstler*innen wie Anny Wass und Paul Kitzmüller brachten ihre Perspektiven ein. Moderiert von Dr. Karin Moser, Vizedirektorin der WBA, und dem Kurator Karl Kilian, ermöglichte die Konferenz einen tiefen Austausch über Kunst, Klimawandel und urbane Innovation.
Ausblick: Das nächste Lab auf der griechischen Insel Euböa
Mit Blick auf die nächste Phase zieht das Projekt nach Griechenland weiter. Auf der Insel Euböa wird Turning the Tideim kommenden Lab den Fokus auf Küstengemeinden und die Herausforderungen durch den Klimawandel legen. Die griechische Partnerorganisation ARTIT wird Workshops und Ausstellungen organisieren, die den Dialog zwischen Kunst und Umwelt weiter vertiefen.
Das Projekt zeigt, wie Kunst, Stadtplanung und Umweltschutz zusammenwirken können, um nachhaltige Lösungen für die Zukunft unserer Städte zu schaffen. Die Reise von Turning the Tide setzt ein starkes Zeichen für die Kraft der europäischen Zusammenarbeit.