Die Arbeit von Dear Hunter in der Seestadt Aspern: Kartografie als Kunst und Werkzeug für nachhaltige Stadtentwicklung

Das niederländische Künstlerduo Dear Hunter, bestehend aus Remy Kroese und Marlies Vermeulen, hat mit ihrer Arbeit in der Seestadt Aspern eindrucksvoll gezeigt, wie Kunst, Kartografie und Stadtentwicklung ineinandergreifen können. Im Rahmen des europäischen Projekts Turning the Tide waren sie für mehrere Wochen in der Seestadt tätig, um eine einzigartige Karte zu erstellen, die die Rolle von Wasser im urbanen Raum in den Mittelpunkt stellt. Ihr Ziel war es, die unsichtbaren Verbindungen zwischen natürlichen und städtischen Wassersystemen sichtbar zu machen und dadurch wichtige Diskurse über Nachhaltigkeit anzuregen.
Der Ansatz von Dear Hunter: Kartografie als Erzählung
Dear Hunter ist bekannt für ihren experimentellen und interdisziplinären Ansatz. Sie betrachten Kartografie nicht nur als Mittel zur Orientierung, sondern als erzählerisches Werkzeug, das soziale, ökologische und kulturelle Dynamiken eines Ortes sichtbar machen kann. Für sie sind Karten keine statischen Darstellungen, sondern lebendige Kunstwerke, die Geschichten erzählen und zum Nachdenken anregen sollen.
In der Seestadt Aspern gingen sie weit über die klassischen kartografischen Methoden hinaus. Ihre Arbeit begann mit einer intensiven Recherche: Spaziergänge durch die Seestadt, Gespräche mit Bewohnerinnen, Interviews mit Expertinnen und Besuche bei Wiener Wasser, wo sie Einblicke in die Wasserinfrastruktur der Stadt gewannen. „Unsere Karten sind nicht nur geografische Dokumente, sondern soziale und ökologische Narrative,“ erklärt Marlies Vermeulen.
Der Wasserweg nach Seestadt
Ein zentrales Element ihrer Karte war die Darstellung des Weges, den ein Wassertropfen von den Quellen der Rax- und Schneebergregion bis zur Seestadt zurücklegt. Dieses Wasser, das durch die erste Wiener Hochquellenleitung fließt, legt eine Strecke von rund 170 Kilometern zurück – und das ganz ohne den Einsatz zusätzlicher Energie, allein durch das natürliche Gefälle. Für Dear Hunter symbolisiert dieser Wasserweg nicht nur technische Ingenieurskunst, sondern auch eine unsichtbare Verbindung zwischen Stadt und Natur.
Die Künstler*innen betonten, wie wichtig es sei, die oft übersehene Rolle von Wasser in Städten zu würdigen. „Wasser ist nicht nur ein Element des Überlebens, sondern auch ein Medium, das Geschichten von Nachhaltigkeit und Innovation erzählt,“ so Remy Kroese.
Die Karte: Ein Kunstwerk mit vielen Ebenen
Die Karte von Dear Hunter ist mehr als eine geografische Darstellung. Sie kombiniert Daten, Beobachtungen und künstlerische Interpretationen zu einem vielschichtigen Porträt „des Weges des Wassers“, von den Bergen bis ins Herz der Seestadt. Ein besonderer Fokus lag auf der Wechselwirkung zwischen natürlichen Wasserressourcen, wie dem Asperner See, und den von Menschen geschaffenen Wassersystemen.
Die Karte veranschaulicht unter anderem:
- Die Wege und Quellen des Wassers, das die Seestadt versorgt.
- Die Bedeutung des Asperner Sees als Teil der städtischen Wasserwirtschaft.
- Die sozialen und kulturellen Dynamiken, die durch den Umgang mit Wasser entstehen
Diese vielschichtige Darstellung regt zum Nachdenken über die Beziehung zwischen Mensch und Natur an und lädt Betrachter*innen dazu ein, die Stadt aus einer neuen Perspektive zu sehen.
Zusammenarbeit mit der Seestadt-Gemeinschaft
Ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit von Dear Hunter war der Austausch mit der lokalen Bevölkerung. Sie organisierten Workshops und Gespräche, bei denen Bewohner*innen ihre eigenen Erfahrungen und Perspektiven zum Thema Wasser teilen konnten. Diese Interaktionen flossen direkt in die Gestaltung der Karte ein, wodurch sie nicht nur ein Kunstwerk, sondern auch ein kollektives Zeugnis der Gemeinschaft wurde.
Auch die Zusammenarbeit mit Wiener Wasser spielte eine zentrale Rolle. Die Künstler*innen besuchten Wasserreservoirs, analysierten den Wasserfluss durch die Stadt und diskutierten mit Fachleuten über die Herausforderungen der urbanen Wasserwirtschaft in Zeiten des Klimawandels. Diese Erkenntnisse spiegeln sich in der Karte wider und verleihen ihr eine außergewöhnliche Tiefe.
Die Bedeutung der Karte für die Seestadt
Die Karte von Dear Hunter ist nicht nur ein ästhetisches Kunstwerk, sondern auch ein praktisches Werkzeug, das die Bewohner*innen der Seestadt dazu anregen soll, ihre Umwelt bewusster wahrzunehmen. Sie zeigt, wie wichtig ein nachhaltiger Umgang mit Ressourcen ist und welche Rolle Wasser in der Gestaltung zukunftsfähiger Städte spielt.
Die Karte bleibt als in der Seestadt und wird weiterhin als Impulsgeber für Diskussionen über Nachhaltigkeit und Stadtplanung dienen. Sie ist ein sichtbares Vermächtnis des Projekts Turning the Tide und ein Beispiel dafür, wie Kunst komplexe Themen wie den Klimawandel und Ressourcennutzung zugänglich machen kann.
Fazit: Kunst als Brücke zwischen Mensch und Umwelt
Dear Hunter haben mit ihrer Arbeit in der Seestadt gezeigt, wie Kunst und Kartografie nicht nur ästhetisch, sondern auch gesellschaftlich und ökologisch relevant sein können. Ihre Karte ist ein Ausdruck von Kreativität, Forschung und Gemeinschaftssinn, der über das Projekt Turning the Tide hinaus wirken wird.
Das Projekt wurde von der Wiener Bildungsakademie unter der Leitung von Bernd Herger organisiert und von Partnerorganisationen wie Intercult (Schweden), ARTIT (Griechenland), IKM (Polen) und Fablevision (Schottland) unterstützt. Die Arbeit von Dear Hunter verdeutlicht, wie internationale Kooperationen zu innovativen Lösungen für globale Herausforderungen führen können.
Die Karte und ihre Entstehung sind ein starkes Beispiel für die transformative Kraft der Kunst in der Auseinandersetzung mit den großen Themen unserer Zeit – von Nachhaltigkeit bis hin zu Gemeinschaft und Zusammenhalt.



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